Der Sinn des Lebens (Teil 1 von 3)

Wow, was für eine Frage! Aber ich bin nicht so vermessen, dass ich das in zwei kurzen Blogs erledigen kann. Vielmehr möchte ich zwei Bücher zu diesem Thema beleuchten. In diesem Blog geht es um Der Sinn des Lebens: Philosophie im Alltag von Julian Baggini.

Mr. Baggini ist Philosoph und er dröselt das Thema sehr geschickt auf. Dabei arbeitet er mit einem Ausschlussverfahren. Zuerst schliesst er die Frage: Wo kommen wir her? als wenig hilfreich aus. Dann folgt natürlich die Frage nach einem Ziel, die auch nicht der Weisheit letzter Schluß ist. Dabei arbeitet Baggini mit einer sehr rationalen Logik und dabei kommt der Glaube wenig vorteilhaft rüber – in der Argumentation: Glaube ist nicht belegbar und birgt immer die Gefahr ein Fehlschluss zu sein. In diesem Sinne rüttelt das Buch an der Festung „Glaube“ ohne dabei eindeutig atheistisch zu sein. Für einen Agnostiker, wie mich ist das Buch eine gute Stütze, denn es verargumentiert, warum man sich mit dem Leben nach dem Tod gar nicht befassen sollte. (Reine rationale Argumentation: Glauben heisst nicht Wissen.)

Vielmehr geht es jetzt bei der Frage nach dem Sinn des Lebens um das Leben vor dem Tod.

Ab dem 4. Kapitel nimmt Baggini einige typische Antworten zum Thema Lebenssinn unter die Lupe. Dazu gehören der Altruismus (sein Lebensinhalt über die Hilfe für Andere zu definieren), das Wohl der Menschheit zu unterstützen (welches eigentlich?), das immer glückliche Leben oder die hedonistische Party-all-the-time Einstellung. Jeder einzelne Ansatz wird philosophisch, logisch zerlegt und bewertet. Dabei benutzt Baggini Beispiele aus dem Leben um seine Argumentation zu verdeutlichen. Das macht das Buch angenehm lesbar. Auch wenn das Buch ein gewisses intelektuelles Niveau voraussetzt ist für einen etwas humanistisch vorgebildeten Menschen gut zu lesen.

Bleibt natürlich die Frage, ob die Eingangsfrage beantwortet wird. Indem Baggini aus den unterschiedlichen Lebensinhaltsentwürfen immer einen guten Kern destilliert kommt er zu einer Art von Antwort. Die Antwort ist keine Handlungsanweisung, sondern besteht lediglich aus Hinweisen welche Komponenten wichtig sind für ein Leben, das der Einzelne dann für sich als Kochrezept für ein für ihn sinnvolles Leben nehmen kann. Und das macht das Buch so wertvoll zu lesen.

Achtung:

Baggini bezieht durchwegs eine rationalistisch, humanistische Position. Da bleibt kein Platz für Glaube oder Transzendenz. Und bei seinen Verallgemeinerungen bleibt manchmal die Argumentation auf der Strecke. Beispielsweise ist Christentum und Buddhismus für ihn unter dem Oberbegriff Religion subsummiert und weil er argumentativ die Risiken des christlichen Glaubens schon erwähnt hat ist die Beschäftigung mit dem Buddhismus nicht mehr notwendig. Mitgefangen – mitgehangen. Eine Religion durchgefallen, alle Religionen durchgefallen. Das erscheint mir etwas zu platt und mathematisch, logisch ist das falsch: wir können von „N“ auf „N+1“ schliessen – aber nicht von 1 (einem bewiesenen Satz).

Wer aber logisches Denken liebt und in die Philosphie mal reinschnuppern möchte findet hier ein exzellentes Buch, das einem selbst das Erkunden von so manchem Pfad bei der Frage nach dem Sinne des Lebens erspart.

Hier nochmal das Buch: Der Sinn des Lebens: Philosophie im Alltag von Julian Baggini.