Ich finde in letzter Zeit in amerikanischen Websites interessante Artikel. Nicht neu, aber gut geschrieben. In meinem heutigen Blog-Artikel gehe ich auf „8 Tricks That Help You Beat BurnOut – Even While Working Crazy Hours“ (Hinweis: als ich den Artikel gelesen habe, mußte man sich noch nicht registrieren).
1. Nicht mit Schlaf sparen (Don’t stint on sleep.)
Keine wirklich neue Idee. Und dann steht im Artikel, wie wichtig Schlaf für die Regeneration besonders für das Gehirn ist. Was der Artikel nicht verrät ist, wie man die Gedanken abstellt, die einem am Einschlafen hindern.
Meine Empfehlung ist: man bringt die Gedanken auf einen Parkplatz. Man schreibt sie formal am Abend vor dem Einschlafen einfach auf einem Block, der neben dem Bett verbleibt. Wenn man trotzdem aufwacht und der Gedanke ist wieder da, dann weiß man sofort: den habe ich ja bis morgen gut eingeparkt. Und wenn ein neuer Gedanken auftaucht? Kurz Licht anmachen und auf den Parkplatz damit.
Wenn man das konsequent macht (der Parkplatz ist dann ein Anker, dass alles erledigt ist), dann sollte es besser werden mit dem Schlaf.
2. Machen Sie viele (Sport-)Übungen. (Get plenty of execise.)
Das habe ich schon häufig beschrieben. Mehr körperliche Ertüchtigung steigert die Glückshormone. Die Treppe statt den Fahrstuhl und auf der Rolltreppe nicht rechts stehen, sondern links gehen. Kaufen Sie sich einen Schrittzähler und fordern sich selbst heraus. Ich habe kurze Meetings mit meinen Teammitgliedern im Stehen gemacht. Bewegung macht ein wenig glücklicher.
3. Nehmen Sie kurze Pausen während des Tages (Take brief breaks during the day.)
„Ich kann doch nicht dreimal am Tag in die Cafeteria gehen“ hat ein Klient mal als Einwand gebracht. „Aber auf die Toilette.“ war meine Antwort. Manchmal, wenn ich etwas Ruhe brauchte, dann bin ich auf die Toilette gegangen, hab den Deckel zugemacht und dann mich für ein paar Minuten in Ruhe auf dem „stillen Örtchen“ hingesetzt.
Wichtig ist es sich ab und zu daran erinnern zu lassen. Es gibt heute die Möglichkeit einen stillen Alarm einzustellen. Und so kann ein sanftes Virbrieren daran erinnern, dass man mal wieder Pause machen sollte.
4. Legen Sie Urlaub in Ihrem Kalender fest (Put a vacation on your calendar.)
Dieser Ratschlag funktioniert nur in Zusammenhang mit dem Hinweis auf Platz 6. Es geht vor allem darum diese Zeiten bewußt einzuplanen. Und dann auch zu nutzen. Und zwar voll und ganz. Wie gesagt, dazu muss man erst einmal den Punkt 6 üben.
5. Planen Sie Zeit ein für Abend- und Wochenendaktivitäten (Schedule evening and weekend activities.)
Dieser Ratschlag ist in seinem Erfolg ebenfalls abhängig von Punkt 6.
6. Nehmen Sie sich Zeiten, in denen Ihre mobilen Geräte ausgeschaltet oder außer Sichtweite sind (Have times when your mobile devices are off or out of sight.)
Dies ist wohl der schwierigste Punkt. Unser Problem und eine der Hauptursachen des BurnOuts ist die Omnipräsenz der Arbeit. Mittels SmartPhone und Tablet sind wir ständig mit der Arbeit verbunden wie siamesische Zwillinge. Wir kommen nicht zur Ruhe. Und das wirklich komplizierte ist erst die Vermengung mit dem Privatleben. Deshalb duldet der Arbeitgeber ja auch Facebook und private Mails. Das stärkt auch die Verbindung mit der Arbeit.
„Ich habe Dir eine Mail geschrieben.“ sagte der Kollege am Telefon.
„Wann?“ fragte ich.
„Das muß schon fast 40 Minuten her sein.“
Ich blickte in meinem Mail-Account und konnte nur trocken antworten: „Stimmt!“
Ständige Erreichbarkeit ist kein Gesetz. Es ist ein Zwang dem wir nachgeben. Und weil wir nicht trennen zwischen privat und dienstlich wird der Blick auf die Wetter-App schnell noch verlängert durch einen Blick in die E-Mails und schon ist es passiert. Wir werden ständig aus dem aktuellen Kontext gerissen und müssen diesen wieder aufbauen. Egal ob wir gerade etwas Komplexes durchdacht haben oder eigentlich ein schönes Abendessen mit dem Partner geniessen wollen. Deshalb: bewußt Zeiten definieren, in denen man die Geräte abschaltet.
7. Nehmen Sie an einem Seminar oder einer Konferenz teil (Attend a seminar or conference.)
Weiterbildung, sofern der Arbeitgeber das unterstützt, ist eine gute Gelegenheit auch mal „bezahlten“ Abstand vom Druck des täglichen (Arbeits-)Lebens zu bekommen. Das setzt allerdings voraus, dass man die Übung 6 beherscht. Ich selbst hatte mich, als ich merkte, dass der Job nicht mehr meine Erwartung erfüllt als Schöffe gemeldet und wurde auch genommen. Allerdings habe ich das Unternehmen fast zu Beginn meiner Schöffenzeit schon verlassen. Das Ergebnis: ich hatte Freiheit und eine neue spannende Herausforderung.
8. Schließen Sie sich einer Gruppe an (Join a group.)
Gruppen habe den Vorteil, dass man sich eher zu etwas aufrafft. Egal was die Gruppe macht – regelmäßig Sport (das wäre ideal auch für Punkt 2) oder Entspannungstechniken erlernen – es ist immer wieder hilfreich sich mit anderen zu treffen. Der klassische Stammtisch hat nicht umsonst vieles überlebt – eine Gelegenheit zum geselligen Zusammentreffen. (Auch hier: Übung 6 nicht vergessen: SmartPhone ausschalten!)
Ein Ehrenamt kann auch etwas sein, dass einen erfüllt. Kein Ehrenamt gibt es geschenkt – aber mit Engagement und Interesse bei der Sache hat man „automatisch“ einen Ausgleich für den Streß.
9. Überprüfen Sie Ihr Erreichtes regelmäßig (Review your accomplishments regularly.)
Richtig erstaunt hat mich der Artikel als ich gesehen habe, dass es eigentlich neun Punkte sind, obwohl in der Headline nur 8 erwähnt waren). Vielleicht war der Autor auch schon gestreßt.
Aber: es ist wichtig und hilfreich von Zeit zu Zeit einen Rückblick auf den Tag zu halten und zwar auf die schönen Dinge – auf Erreichtes. Der Mensch ist darauf geeicht kritisch zu sein. Es machte keinen Sinn im Angesicht eines Säbelzahntigers darüber nachzudenken, wie nett der gestrige Abend war. Von solchen Menschen stammen wir nicht ab! Aber die ständige Präsenz von Aufgaben und Herausforderungen frißt alle Zeit weg – wir stehen ständig unter Anspannung, wenn wir es zulassen.
Eine Übung empfehle ich fast allen meine Klienten, die ein wenig negativ gestimmt sind: Schreiben Sie über einen Zeitraum von 6 Wochen jeden Abend drei positive Erlebnisse des Tages auf mit einer kurzen Anmerkung was man selbst dazu beigetragen hat. Es geht nicht darum sich Dinge schön zu reden. Es geht darum die positiven Aspekte (seien sie auch noch so klein) ausreichend zu würdigen. Und Aufschreiben ist wichtig. Ich biete auf meiner Website ein Formular (offline und auch online (dann kann man sich die Ergebnisse direkt zuschicken lassen.)) Vergleichbar mit unseren Urahnen, die, nachdem sie den Konflikt mit dem Säbelzahntiger überlebt haben, abends am Lagerfeuer entspannt ihre Geschichte erzählen.
Fazit:
Nichts wirklich Neues in dem Blog – aber schön, dass man es noch einmal gelesen hat. Vielleicht bleibt ja der eine oder andere Aspekt hängen.