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11 Gewohnheiten wenig erfolgreicher Menschen

Ich beziehe mich hier auf einen englischsprachigen Blog, der schon mehrdach kopiert wurde. Und ich breche mal mit einer Regel, die ich im Coaching lieber gerne einhalte: Keine Negativ-Sätze formulieren. Deshalb als Übung: finde zu jeder Regel das Gegenteil und zwar nicht durch Negation. Beispiel: wenn „lange schlafen“ ein Problem ist, dann nicht die Negation nehmen („nicht lange schlafen“) sondern die richtige, positive Formulierung: („früh aufstehen“ oder „um 7 Uhr wecken und aufstehen“).

Die 11 Regeln:

1. Sie sorgen sich. Sorgen sind nutzlose Verschwendung von Energie. (They worry. Worrying is a useless expenditure of energy.) Sorgen ranken sich immer um ein Ereignis. „Wenn ich zu dem Meeting zu spät komme“, „Wenn es nicht rechtzeitig fertig wird“, etc. Und wie kommt da raus? Nicht sorgen? Das wäre die Negation! Wie wäre es mit „vorsorgen“? Wer ein Ereignis fürchtet und sich Sorgen macht, der muss vorsorgen – entweder so, dass dieses Ereignis nicht eintritt oder wenn das nicht möglich ist, dann sich auf den eventuellen Eintritt des Ereignisses vorbereiten.  (Wenn ich zu spät bin, dann werde ich mich entschuldigen und die Kommentare ertragen. Wenn es nicht rechtzeitig fertig wird, dann muss ich improvisieren.) Hier gilt die goldene Regel: PPPPPP (Prior proper preparation prevents poor performance. Vorherige gute Vorbereitung verhindert schlechte Ergebnisse.) Also: Statt sorgen: vorsorgen, vorbereiten.

2. Sie hetzen sich. (They rush.) In der heutigen Zeit ist Schnelligkeit ein Mantra. Dabei verwechseln die Meisten Effektivität und Geschwindigkeit. Im Versuch etwas schnell zu erledigen entstehen Fehler. Das (zer)stört am Ende das Ergebnis. Nicht hetzen sondern langsam sein ist nicht die Alternative. Dann eher schon „Eile mit Weile„.  Das bewusste Setzen von Momenten der Ruhe und auch der Gegenkontrolle über das eigene Handeln steigert Effektivität zur Effizienz.

3. Sie sind übermäßig bemüht (Anderen) zu gefallen (They are overeager to please.) Ich erinnere mich an einen Mitarbeiter, der regelmäßig ins Wachbuch eingetragen wurde weil er noch nach 23 Uhr im Büro war. Das war in den neunziger Jahren. Da war an Homeoffice noch nicht zu denken. Heute ist es noch viel schlimmer. Die Möglichkeit seine Perfektion zu jeder Tages- und Nachtzeit auszuleben führt geradewegs in den Burnout. Die Alternative: Life-Balance. Dem Leben klare Rahmen geben. Das Handy ausschalten oder besser zuhause lassen, wenn man einen Theaterabend mit seinem Partner erleben will. Alles zu seiner Zeit und das dann richtig machen. Auch ein Familiennachmittag verdient die gleiche Aufmerksamkeit wie der Büroalltag. Die Anerkennung kann man sich auch anderweitig holen.

4. Sie arbeiten zu hart. (They work too hard.) Hier ist beim Versuch unbedingt 11 Punkte zu finden etwas Redundanz entstanden. Ich finde dieser Punkt passt zu Punkt 3.

5. Sie arbeiten zu langsam. (They work too slow.) Wer zu langsam in seinem Job ist, der sollte sich selbst fragen, ob dass der richtige Job ist.  Auch hier glaube ich die Aufzählung musste unbedingt 11 Punkte enthalten. Wer zu langsam ist und es nicht selbst bemerkt, der fällt eher unter Punkt 6:

6. Sie sehen nicht die Warnzeichen / erkennen nicht die Signale. (They don’t see the warning signs/read the signals.) Die Kunst de Lebens ist es sich selbst zu (er)kennen. Mein ganzes Konzept im Coaching basiert auf dem Prinzip: Erkennen – Verstehen – Abändern (EVAPrinzip). Dazu gehört die regelmäßige Selbst-Inventarisierung – auch in Zeiten wo alles läuft. Was läuft gut? Warum ist mir das wichtig? Wieso mache ich das? Das läßt sich auch in kurzen Zeitrahmen im Coaching erstellen.

7. Sie jammern/beklagen sich. They complain. Auch dieser Punkt erinnert ein wenig an etwas, dass schon geschrieben wurde (Punkt 1).  Aus der Vergangenheit lernen und in die Zukunft planen. Das erspart vorher die Sorgen und hinterher das Jammern.

8. Sie kritisieren. They criticize. Kritik ist häufig Jammern in einer anderen Tonart. Es wird das Erreichte in Frage gestellt. Lernerfahrung ist etwas Anderes als Kritik.

9. Sie bewegen sich nicht mit der Zeit. They don’t move with the times. „Die Firma hat sich in den letzten 10 Jahre verändert!“ und das im Ton des Vorwurfs gesagt, kann man häufig hören. Selbstverständlich hat sich die Firma verändert. Man selbst übrigens auch, selbst wenn man meint immer noch derselbe/dieselbe zu sein. Lebenslanges lernen ist eine Kernaufgabe um erfolgreich zu sein und zu bleiben. Im Übrigen ist dieser Punkt (nicht verstehen und nicht abändern) die Fortsetzung von Punkt 6 (nicht erkennen). Also gilt auch hier das Prinzip: Erkennen – Verstehen – Abändern (EVAPrinzip).

10. Sie sind nicht proaktiv. They’re not being proactive. Einfach nur machen was zu tun ist, ist okay. Aber proaktiv nachzufragen, etwas zu verbessern, Ideen einzubringen – das bringt die Anderen und einen selbst voran.

11. Sie machen nur den Job und erwarten Förderung. They just do their jobs and expect a promotion. Steht doch so schon in Punt 10 oder?

MiNew EAV transparentt anderen Worten: Die richtigen Dinge richtig machen – das impliziert, dass man sich selbst im Klaren ist was richtig ist. Dazu braucht es regelmäßige Selbst-Inventarisierung, Selbst-Aktualisierung. Und dann Probleme Erkennen – Verstehen – Abändern (EVAPrinzip). Und die goldene Regel: Aus der Vergangenheit lernen, in die Zukunft planen und im Hier und Jetzt leben. Das sollte für ein erfolgreiches Leben reichen.

Ist Achtsamkeit die Lösung? Und was ist das eigentlich?

Ich lese zur Zeit gerade zwei psychologische Fach-Bücher die unterschiedlicher nicht sein können.

Ich schau Dir ins Gehirn

Da ist zum Einen das Buch: „Das glückliche Gehirn: Ängste, Aggressionen und Depressionen überwinden – So nehmen Sie Einfluss auf die Gesundheit Ihres Gehirns“ von Daniel G. Amen. Amen war Ende der 90er Jahre einer derjenigen Neuro-Wissenschaftler, die mit den neuen Gehirnscannern den Menschen beim Denken zusehen konnten. Dabei wird das Gehirn in 3D gescannt und die Bereiche mit hoher Sauerstoffkonzentration (= viel Denkaktivität) werden sichtbar. Amen beschäftigt sich mit den Themen Depression, Angst und Impulsivität und wie sich das im Gehirn sichtbar niederschlägt. Und so schildert das Buch dann die bekannten Symptome und ohne immer wiederkehrend stellte er dann anhand des Gehirnscans eine fehlende Aktivität bzw. eine Überaktivität in bestimmten Bereichen fest.

Und was bringt das? Wir können mittlerweile jede Menge dieser unerwünschten Gehirnreaktionen messen. Mit diesen teuren Geräten kann man also belegen, dass etwas im Kopf anders läuft als bei anderen. Man bekommt also eine Erklärung für sein Verhalten.

Das Kind in uns wird verletzt

Und zum Anderen lese ich das Buch „Entwicklungstrauma heilen: Alte Überlebensstrategien lösen – Selbstregulierung und Beziehungsfähigkeit stärken – Das Neuroaffektive Beziehungsmodell zur Traumaheilung NARM“ von Laurence Heller und Aline LaPierre. Heller definiert 5 Grundbedürfnisse: Kontakt, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie und Liebe. Wenn diese Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigt werden, dann baut sich der Klient eine (vorhersagbare) Überlebensstrategie. Solche Modelle sind nicht neu.  Klaus Grawe hat in seinem Buch „Neuropsychotherapie“ 4 solcher Grundbedürfnisse beschrieben. Tatsächlich sind wir in Kindheit und Jugend am verletzbarsten. Wir können uns ja kaum wehren. Zurückweisungen, überfordernde Ansprüche und viele andere Anforderungen der Erwachsenenwelt können in dieser Zeit einschneidende Prägungen im eigenen Verhalten erzeugen.

Und was bringt das? Wer seine Kindheit negativ in Erinnerung hat, der findet in dem Heller-Buch Muster aus denen er sein heutiges Verhalten besser erklären kann. Das verletzte Kind in uns sucht mit bestimmten Strategien diese Erfahrungen aus der Kindheit zu verdauen. Und diese Überlebensstrategie aus der Kindheit und Jugend macht es uns dann im späteren Leben schwer im Zusammenspiel mit den Freunden und Kollegen zu agieren.

Zwei unterschiedliche Ansätze der Erklärung und eine Lösung

Man möge mir meine unwissenschaftliche Betrachtungsweise verzeihen: Beide Methoden (wie auch viele andere Methoden) basieren auf dem Konzept Erkennen – Verstehen – Abändern. Wobei die Ansätze des Erkennens und Verstehens kaum unterschiedlicher sein könnten. Wenn wir eine Erklärung haben, dann haben wir den Einstieg zur Lösung gefunden. Das Buch von Heller empfiehlt auch medikamentöse Behandlungen. Da ich selbst als Coach arbeite (und nicht als Psychotherapeut) ist mir die Abgrenzung wichtig. Richtiggehende Erkrankungen gehören in die medizinische Abteilung. Und da sind Medikamente, die den Wirkstoff-Cocktail im Kopf erst mal radikal verändern womöglich notwendig.

Aber zwischen Gesundheit und Krankheit gibt es keine Schwarz/Weiss-Beziehung – der Übergang ist fliessend. Viele dieser Symptome können, wenn sie frühzeitig erkannt werden auch durch eigene Kraft oder mit der Unterstützung eines Coachs behandelt werden. Ein wichtiges Element im (Selbst-)Coaching ist das Thema Achtsamkeit.

Achtsamkeit

Achtsamkeit (engl. mindfulness) kann als Form der Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit einem besonderen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand verstanden werden, als spezielle Persönlichkeitseigenschaft sowie als Methode zur Verminderung von Leiden (im weitesten Sinne). Historisch betrachtet ist „Achtsamkeit“ vor allem in der buddhistischen Lehre und Meditationspraxis zu finden. Im westlichen Kulturkreis ist das Üben von „Achtsamkeit“ insbesondere durch den Einsatz im Rahmen verschiedener Psychotherapiemethoden bekannt geworden.

 


Das Zitat entstammt Wikipedia. Achtsamkeit kann man als formale Praxis üben. Ich habe an anderer Stelle die Übungen von Jon Kabat-Zinn „Achtsamkeit und Meditation im täglichen Leben“ mit 2 CDs, die von Heike Born sehr einfühlsam gesprochen werden, schon mal empfohlen und will das gerne noch einmal hier tun.

Und Achtsamkeit lässt sich sehr leicht ausprobieren:

Suchen Sie sich eine Uhr mit Sekundenangaben. Nehmen Sie eine entspannte Haltung ein und merken sich die Zeit. Dann atmen Sie viermal langsam und so tief wie es gerade noch angenehm ist ein – halten den Sie Atem 1-2 Sekunden, atmen dann langsam aus und verharren am Ende auch 1-2 Sekunden. Schauen Sie am Ende auf die Uhr. Planen Sie weitere Unterbrechungen im Tag ein (mittels einer Weckfunktion). Und finden Sie heraus, welches die beste Dauer für die vier Atemzüge ist.

Und was hat das mit Depression, Angst oder Impulsivität zu tun?

Eigentlich sind unsere Gehirne alle gleich: ein paar zig Millionen Gehirnzellen kommunizieren über ihre Verbindungen mit anderen Gehirnzellen und das Ganze ist eingebettet in einen Cocktail von Botenstoffen. Warum sind wir dann so unterschiedlich? Warum regt den Einen etwas auf und der Andere bleibt gelassen?

Manches mag uns schon in die Wiege gelegt worden sein (die Gene). Aber vieles machen wir unterschiedlich, weil wir unterschiedliche Erfahrungen machen von dem ersten Moment unserer Entstehung an. Und so werden wir anders: Der Eine hat eine behütete Kindheit – muss sich um wenig Dinge selbst kümmern – das ist zwar nett von den Eltern und schön für das Kind. Aber am Ende muss sich der Mensch beweisen. Umgekehrt wissen wir, dass in Familien, in denen Gewalt herscht eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Nachwuchs zu ähnlichen Mitteln greift.

Es geht dabei auch nicht darum zu bewerten, was besser ist. Auch das Vorsichtige hat seinen Wert. Wer schon mal beobachtet hat, wie Psychopharmaka beispielsweise bei Depressionen wirken, der ahnt vielleicht was ich meine. Diese Medizin lindert die Depression. Aber plötzlich schwebt man auf Wolke 7 und alles ist doch so egal. Man ist dann nicht mehr derselbe Mensch. Die zuweilen mal depressive Stimmung hat eben auch einen Sekundärgewinn (beispielsweise als Schutzfunktion vor übermütigen Handeln).

Achtsamkeit ist ein etwas mühsamerer Weg  als die medikamentöse Behandlung. Aber sie macht auch nicht abhängig und man bleibt Herr seiner selbst. Denn wenn wir verstanden haben, dass wir unser Gehirn ja unbewußt in einer pessimistischen Denkweise trainieren in dem wir eben viel zu häufig denken: „Das geht schief.“ – dann können wir auch aktiv zur einer anderen Programmierung übergehen. Aber Vorsicht: „Denk doch einfach nicht immer so negativ!“ ist keine sehr kluge Anweisung

Eine der einfachsten Übungen habe ich schon mehrfach beschrieben:

  • Nehmen Sie sich jeden Abend vor dem Schlafen ein paar Minuten Zeit um sich drei schöne Momente des Tages ins Gedächtnis zu rufen.
  • Beschreiben Sie diese kurz in schriftlicher Form
  • Beschreiben Sie dann ihren Anteil an diesen Begebenheiten

Diese Übung ist so simpel, dass manche meiner Klienten sie gar nicht oder sehr halbherzig machen. Einige berichten mir dann, es gäbe keine schönen Momente (die Klienten, die das Ernst meinen gehören sicher auf eine ernsthafte Depression als Erkrankung untersucht, was ich dann auch massiv einfordere). Ansonsten sollte diese Übung einfach sein. Manchmal schafft man es nicht bei den ersten Malen drei Momente zu finden – aber einen oder zwei findet man immer.  Und wer Schwierigkeiten hat sich abends an diese Momente zu erinnern, der beginnt plötzlich schon während des Tages den Moment wahrzunehmen („Das paßt für heute Abend in der Tagesreflexion!“)

Und so hat man mit dieser einfachen Übung seine Achtsamkeit für das Positive am Tag erhöht. Jetzt wird auch klar, warum man das unbedingt aufschreiben soll (und nicht einfach nochmal durchdenken). Schreiben bleibt länger haften. Und deshalb auch am Abend kurz vor dem Schlafen. Wer das schafft, der schläft mit ganz anderen Gedanken ein als vorher.  Wer das Ganze nochmal als Programm nachlesen und machen möchte kann das hier tun (nur für registrierte User).

Achtsamkeit ist also ein sehr weitgefasster Begriff. Es geht im Wesentlichen aber immer darum, die bestehenden Einschränkungen stärker bewußt wahrzunehmen oder bewußte Veränderungen durch genaue Beobachtung zu begleiten. Wichtiges Element ist dabei Unangenehmes wahrzunehmen – aber nicht zu bewerten. Und Positives in einer Art Dankbarkeit zu schätzen. Das klingt alles ein wenig esoterisch. Achtsamkeit verändert das Gehirn nachhaltig. Das haben viele Studien gezeigt. Menschen, die bewußter und achtsamer mit sich und seinem Umfeld umgehen haben weniger Stress, Angst und Aggression – sie leben entspannter und zufriedener.

 

Burnout? Muss das denn sein?

Vor ein paar Wochen hatte ich die Chance als Assistent bei einem Seminar zum Thema BurnOut dabei zu sein. Und seitdem treibt mich wieder die Frage um, wie kann man BurnOut eigentlich griffig fassen? Ich orientiere mich dabei an einem Buch: Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung von Matthias Burisch.

Der Begriff „Burnout“

Schon bei der Sinnhaftigkeit des Begriffs scheiden sich die Geister.  Wenn etwas „ausbrennt“, dann ist das ein zügiger Vorgang. („Das Auto fing Feuer und brannte aus.“). Burnout ist aber ein langer Prozess, der sich mindestens über einige Monate, oft über ein Jahr hinzieht. Im Sprachgebrauch ist auch oft unklar, ob mit Burnout ein Prozess oder ein Zustand gemeint ist („Ich hatte einen BurOut“). Eine Diagnose gibt es auch nicht, denn Burnout ist keine anerkannte Krankheit. Alle Krankheiten werden weltweit katalogisiert und beispielsweise im ICD veröffentlicht. Für die Psyche gibt es dann auch noch den DSM. Diese Klassifikation folgt erst immer den Krankheiten und wird oft auch durch ein allgemeines Meinungsbild geprägt. Im vorletzten ICD-9 gab es beispielsweise das Krankheitsbild mit der Nummer 302.0. Das zeigt einmal mehr, wie sehr Krankheiten dem Zeitgeist unterliegen und sich deshalb auch in der Definition ändern können. Ob der IDC-11 irgendwann auch die Symptomatik des BurnOuts besser spezifiziert muss man abwarten.

Burrisch hat aus den eigenen Erfahrungen mit dem Phänomen BurnOut und einem kleinen Querschnitt durch die Fachliteratur folgenden Ablauf vorgeschlagen:

  • Kategorie 1: Übereifer – es beginnt ganz harmlos, indem der Patient sich übermässig in die gestellten Aufgaben reinhängt und das nicht einmalig, sondern wiederholt.
  • Kategorie 2: Frust – Übereifrige stossen an irgendwann an ihre Grenzen – Erfolg wandelt sich in Kritik und aus Übereifer wird Frust
  • Kategorie 3: Aggression – Man hat sein bestes getan und nichts wurde anerkannt – jetzt braucht es Schuldige
  • Kategorie 4: Abbau – mit dem Frust und der Wut sinkt die eigene Kreativität, der Lebensmut
  • Kategorie 5: Verflachung – man macht sich zunehmend kleiner – zieht sich zurück von Familie und Freunde
  • Kategorie 6: Psychomsomatische Krankheiten kommen dazu – die Psyche erreicht den Körper
  • Kategorie 7: Verzweifelung – hier wird dann oft die Erschöpfungsdepression diagnostiziert und die steht nun wieder im ICD und ist abrechenbar

Man sieht also, dass erst der völlige Zusammenbruch einen Mediziner auf den Plan ruft. Vorher kann man natürlich auch wegen der oftmals auftretenden psychosomatischen Erkrankungen eine Krankschreibung vornehmen. Aber bis zu einer Erschöpfungsdepression sollte es im Idealfall nicht kommen.

aus: Apotheken-Umschau 11/2012

In der aktuellen Apotheken-Umschau gibt es ebenfalls einen interessanten Bericht zum Thema BurnOut. Dort wird der Verlauf in den BurnOut in 12 Stadien geschildert. Mir gefällt an dieser Einteilung. Sie nimmt Bezug auf eine sehr gute Zusammenfassung. Besonders der grüne Bereich ist natürlich etwas, was man als Unternehmer nicht unbedingt als BurnOut-Warnsignal ansehen möchte: Sich ständig beweisen zu wollen ist etwas, dass man auch als gesunden Ehrgeiz bezeichnen kann.

Wir brauchen eine gewisse Herausforderung. Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi hat den Flow zwischen Unterforderung und Überforderung entlang unserer Fähigkeiten beschrieben. Dabei stehen Anforderung und Fähigkeit im ausgewogenen Verhältnis, so dass keine Langeweile oder Überforderung entsteht und wir haben das Gefühl von Kontrolle über unsere Aktivität. Hier wäre ein „Keep the fire burning“ als Motto angebracht.

Die Psychologie kennt vier Grundbedürfnisse, die diesen Kreislauf in Gang halten (u.a. auch in Grawe: Neuropsychotherapie). Dazu gehören:

  • Bindung (im Unternehmens-Jargon: Loyalität des Unternehmens mit seinen Mitarbeitern und umgekehrt) – hier spielt der Vorgesetzte und das Klima in der Abteilung eine wichtige Rolle (für Unternehmer: so etwas kann man über eine gelebte Firmenkultur steuern)
  • Selbstwert – das ist eigentlich ein Innenwert eines jeden Menschen – der kann aber nachhaltig durch Externes gestört werden; durch Vorgesetzte, aber auch durch Arbeitsabläufe (wenn die Arbeit nicht mehr zu bewältigen ist)
  • Selbstwirksamkeit – wir wollen, dass unsere Arbeit anerkannt wird. Gecancelte Termine oder ganze Projekte, auf die man angewiesen ist, stellen das in Frage
  • Lust an der Arbeit – wenn die Arbeit Spaß macht, dann geht sie einfache leichter, man ist kreativer und das zahlt sich in Summe aus

Wir haben kaum eine Chance in den BurnOut zu kommen, wenn diese vier Faktoren für die Arbeit und auch für das  gesamte Leben gelten. Wir schaffen etwas, haben Erfolg, das wird anerkannt und schon macht die Arbeit in diesem Umfeld Spaß. Aber so kann es nicht immer sein. Kein Vorgesetzter kann es allen Mitarbeitern immer recht machen. Keine Firmenkultur kann für immer eine konfliktfreie Atmosphäre herstellen. Umgekehrt gilt für den Mitarbeiter die Macht der Gewohnheit. Wenn etwas läuft, dann ändern wir am besten nichts und wenn es nicht mehr 100% so läuft, dann versuchen wir eher den alten Zustand wieder herzustellen.

Änderungen passieren ständig. Es ändert sich das Umfeld und auch der Mensch selbst und das manchmal eher unscheinbar und unmerklich oder man unterschätzt Veränderungen in seiner Auswirkung. Im Modell ist das dann Stadium 5 und 6: man beginnt die Dinge umzudeuten und verleugnet die auftretende Probleme. In meinem Modellbild kommt es zu Verwirrung, weil die Dinge nicht mehr so sind wie man es erwartet hätte, zu Frust, weil man die Veränderung nicht mag, zu einer Externalisierung von Schuld (die Anderen, der Boss, die neue Leitung, der Kunde, die wirtschaftliche Entwicklung, die Regierung, etc.).

Hier erweitert sich der Kreis der Betroffenen/Beteiligten (die Personalabteilung wird eingeschaltet und oft auch die Arbeitnehmervertretung). Jetzt ist Verhandlungsgeschick gefragt. Deshalb ist hier Mediation eine gute Wahl der Personalabteilung und des Betriebsrats. Kommt es zur Klärung, so kann der Mitarbeiter wieder Hoffnung schöpfen und mit neuer Energie ans Werk gehen. Aber das ist natürlich keine Lösung, die den Mitarbeiter vor BurnOut schützt. Und verfehlt die Mediation ihre Wirkung, dann beginnt der Abstieg in die Verflachung (Dienst nach Vorschrift, Einschränkung der Sozialkontakte) und spätesten jetzt zeigen sich psychosomatische Beschwerden als hartnäckig (Herz-, Magen-, Darm-, Rückenprobleme, Kopfschmerzen, etc.). Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Verzweifelung und damit zu einer klinischen Depression).

Mediation – ist das alles?

In der aktuellen Apotheken-Umschau wird in dem Bericht vor allem auf eine Störung der Eigenwahrnehmung im BurnOut-Prozeß hingewiesen. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Menschen, die in so einem BurnOut-Prozess stecken, erleben Verletzungen der vier Grundbedürfnisse sehr intensiv.

  • Selbstwirksamkeit: Da wird jemanden das Projekt entzogen oder neue Kunden zugeteilt und die gepflegten Kundenbeziehungen an jemand anders übergeben oder die Wirtschaft spielt nicht mit und der beste Kunde kann nun keine weiteren Aufträge vergeben
  • Bindung: Jahrelang hat man sich für die Firma geopfert und nun kommt dieser neue Chef und alles geht den Bach runter. Das ist nicht mehr meine Firma.
  • Selbstwert: Jetzt hat mich die Firma so kaputt gemacht, jetzt bekomme ich gar nichts mehr richtig hin
  • Und das dieser Job natürlich keinen Spaß mehr macht ist bei diesen Beispielen, die ich hier gerade aus meiner Praxis beschrieben habe schon nicht mehr erwähnenswert.

Jetzt ist es für den Betroffenen extrem wichtig, dass er wieder zu seinen eigenen Werten und Lebensinhalten findet. Aber das kann man in der Mediation in einem Personalgespräch nur schwer erreichen. Gerade wenn die Eskalation schon die Personalabteilung und den Betriebsrat auf den Plan gerufen haben. Dann sind die Fronten verhärtet. Hier ist dringend eine Unterstützung für den Betroffenen geboten um ein weiteres Abdriften in den BurnOut-Prozess zu verhindern. Das gebietet schon die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers.

Perspektiv-Coaching

Was der Betroffene jetzt braucht ist ein umfassendes Verständnis seiner Gesamtsituation. Daraus kann er dann neue Handlungsalternativen entwickeln. Dazu muss er aber aus der Stress-Situation rauskommen können. Und genau hier setzt mein Perspektiv-Coaching an. Es geht nicht darum die aktuelle Situation im Unternehmen noch einmal aufzuarbeiten – das kann man im Coaching auch machen, um beispielsweise neue Verhaltensmuster im Umgang mit dem Vorgesetzten zu erarbeiten und zu verfestigen. Für mich ist das der zweite Schritt. Der erste geht über eine sorgfältige Analyse der Gesamtsituation des Klienten. Das hört sich nach viel Arbeit und viele Stunden an. Tatsächlich kann man aber ein erstes Bild seiner Gesamtsituation in zwei Sitzungen erreichen. Das ist keine Magie, sondern beruht auf meiner Erfahrung und meinem „handwerklichen“ Können als Coach.
Neugierig geworden? Dann melden Sie sich doch mal unverbindlich bei mir.

Übrigens: Einige Arbeitgeber finanzieren das Coaching für den Mitarbeiter. Fragen Sie doch mal in der Personalabteilung nach. Und wenn nicht, dann freue ich mich auch hier auf jeden Kontakt.