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Jugendliche, Pubertät und das Gehirn

Über die Pubertät der Jugend gibt es zahllose Bücher und Artikel. Die Eltern entfremden sich von den Jugendlichen und umgekehrt. Alte Gemeinsamkeiten und Rituale in der Familie sind jetzt blöd und peinlich aus Sicht der Jugend und die Eltern machen sich Sorgen um die immer undisziplinierter wirkenden Kinder – oh Verzeihung: Jugendlichen :-).

Was ist da los in der Pubertät?

Von außen betrachtet scheint mit Disziplin und Strenge nicht mehr viel zu funktionieren. Die Jugendlichen gehorchen nicht mehr blind. Sie wollen Erklärungen und keine Anweisungen. Ist das ein zufälliges Erscheinen, dass immer ungefähr in dasselbe Alter zwischen 12 und 19 Jahren fällt? Kann man keine echte physikalische Veränderung messen? Doch, man kann:

In dem Buch Warum sie so seltsam sind: Gehirnentwicklung bei Teenagernbeschreibt Barbara Strauch was die Neuro-Wissenschaft bereits an Veränderungen dingfest machen konnte. Eine neuere Studie wurde zum dem gleichen Thema auch im Focus beschrieben: Entwicklungsprozess des Gehirns – In der Pubertät sterben Milliarden Gehirnzellen. Das klingt zunächst verdächtig nach einer Katastrophe und in der Umbruchphase wirkt es manchmal auch so. Aber dieser Vorgang ist essentiell wichtig für die weitere Gehirnentwicklung. In dieser Zeit wird im Gehirn viel hinterfragt und fehlende Erfahrungswerte experimentell ergänzt. Hier zählt auch die Erfahrung von Anderen.  Aber mit klaren und noch so gut gemeinten Anweisungen kommt man nicht weiter bei den Jugendlichen.

Aber warum verwundert es uns als Erwachsene, dass unsere Jugendlichen mittlerweile überzeugt sein wollen und nicht mehr einfach nur Anweisungen folgen? Befehl und Gehorsam gibt es aus gutem Grund nur beim Militär. Einige Vorgesetzte haben zwar auch manchmal diese Anwandlungen, aber im Grunde wollen wir überzeugt werden und nicht überredet und vor allem nicht herumkommandiert werden. Und in der Pubertät entsteht bei dem Jugendlichen die Grundlage der eigenen Wertewelt. Ich weiß aus meiner eigenen Zeit, dass ich angefangen habe mich sehr stark für Religion und Philosophie zu interessieren. Ich habe Bücher der Aufklärung gelesen (Feuerbach, etc.). Ich wollte partout die Frage für mich klären, ob es Gott gibt. Damals war die Zeit der Anti-Atomkraftbewegung. All diese Themen aus der damaligen Zeit haben mich bis heute geprägt.

Und ich lade jeden Erwachsenen dazu ein, über seine Zeit der Pubertät ein wenig nachzudenken.

Soll man die Erziehung aufgeben?

Erziehung ist mit zwölf vorbei!“ titelt der FOCUS sein Interview mit dem dänischen Familientherapeuten Jesper Juul.  Allerdings ist für ihn wohl Erziehung eher die klaren Anweisungen, die ein Kind womöglich benötigt. Sollte ich jemals einen Erziehungsberater schreiben, so beginnt er mit dem Ziel, dass am Ende der Erziehung erreicht sein sollte und das ist ein selbstständiger Mensch. Nicht mehr und nicht weniger – dazu gehört es meines Erachtens, sehr frühzeitig Eigenverantwortung zu fördern. Wer mit der von Jesper Juul geforderten Kommunikation mit dem Jugendlichen nicht frühzeitig beginnt, der hat es in der Pubertät schwer sich entsprechend zu wandeln.

Dilts Pyramide

Robert Dilts hat mal eine Pyramide definiert, nach der lässt sich auch eine Familie wunderbar verstehen. Wo entsteht Streit? Sicher an bestimmten Orten und sicher entzündet sich das an der Frage: Was machst Du da eigentlich? Also auf den unteren Ebenen. Das ist nicht schlimm, solange sich auf den nächsten Ebenen Gemeinsamkeiten finden lassen.

Übung für ganze Familie:

Fragen Sie sich als Familie die Diltspyramide von unten nach oben ab.

Wo und wann sind wir eine Familie? Vielleicht entdecken Sie hier schon das eine Kommunikationsmöglichkeit fehlt. Es nützt wenig, wenn alle zusammen DSDS ansehen und gemeinsam über Dieter Bohlen zu schimpfen. Das schafft Gemeinsamkeit, ist aber noch keine gute Kommunikations-Plattform.

Was machen wir als Familie? Diese Frage ist schon beim wo und wann mit angeklungen … Vielleicht einigt man sich auf gemeinsame Rituale (einmal im Monat gemeinsam Essen zu gehen mit festem Termin …)

Wie unterstützen wir uns als Familie? Wer bringt sich wie in die Familie ein? Welche Fähigkeiten unterstützen uns dabei? Hier kann man mal wertschätzen, was der Andere für die Familie tut.

Warum machen wir eigentlich auf Familie? Welche Werte und Überzeugungen stehen für unsere Familie? Hier geht es um Wertschätzung und eine gewisse Zuneigung zueinander. Und das gehört offen ausgesprochen.

Wer sind wir als Familie? Was macht unsere Identität aus? Mit dieser  Frage schließt sich der Bogen der Familie.  Hier kann man eine gemeinsame getragene Botschaft formulieren.

Diese Übung braucht etwas Fingerspitzengefühl und eine gewisse Vorbereitung. Alle sollten wissen, was auf sie zu kommt. Dann kann man schon mal einen verregneten Wochenende opfern um den Familienzusammenhalt wieder  mehr zu beflügeln. Sollten es in der Familie gerne zu lautstarken Diskussionen kommen, kann man eine „Wortkarte“ erstellen. Ein Kärtchen, dass der in die Hand bekommt, der jetzt reden soll und die Anderen warten, bis sie das „Wort“ bekommen.

In schwierigeren Fällen ist es hilfreicher, wenn man jemanden von außen zur Moderation und Steuerung des Prozesses reinholt. Damit habe ich schon viel erzählt, was Teil eines Familiencoachings sein kann.

Jahresrückblick EVAPrinzip in 2011

Bild2011 war für mich ein sehr spannendes Jahr. Im Februar konnte ich endlich meine Coaching-Räume in der Aretinstraße 32 in München einweihen. Das war eine wichtige Voraussetzung zur echten Selbstständigkeit. Bei mir in der privaten Umgebung war es viel zu beengt. Hier möchte ich mich bei meiner Familie und bei meinen Freunden bedanken, die mich stehts unterstützt und mir zu diesem Schritt geraten und geholfen haben.

 

BildIm April habe ich mich entschlossen mein Angebot zum Perspektiv-Coaching in professionelle Hände zugeben. Und neben dem Flyer ist auch gleich noch das Logo überarbeitet worden. Die geschwungene Linie, die für mich den Wiederaufstieg aus einem Tal symbolisiert ist geblieben und mein Motto als Phasenmodell – Erkennen – Verstehen – Abändern – ist auch noch dabei. Das neue Logo hat dazu geführt, dass ich auch meine Website einem Relaunch unterzogen habe. Danke für das viele Feedback, dass mir geholfen hat, diese werbliche Umsetzung so hinzubekommen.

 

BildNeuer Auftritt und mein Werben hatten Erfolg. Mittlerweile feue ich mich über steigende Zahlen von Klienten, die zum Coaching kommen. Und erste Erfolge stellen sich ein. Mein Angebot zum Selbstcoaching für das Thema Zufriedenheit wird mittlerweile immer häufiger angenommen. Und in kleiner Studie kann ich sogar nachweisen, dass dieser Aufwand sich lohnt. In meinem Blog habe ich mittlerweile eine feste Schar von Lesern gewonnen. Vielen Dank für das Feedback, dass entweder öffentlich oder mich als private Nachricht erreicht hat. Das war sehr hilfreich.

 

BildZusätzlich habe ich in 2011 viel für meine Weiterbildung getan. Besonders möchte ich den Advanced Master im Inntal-Institut hervorheben, der mir eine Quelle der Klarheit geworden ist. In dieser Ausbildung ist auch das Konzept zu dem oben erwähnten Selbstcoaching entstanden. Die „positive Psychologie“ ist zur wichtigen Grundlage meiner Arbeit geworden. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Trainern und allen Teilnehmern in den Seminaren für deren Unterstützung bedanken.

 

BildDazu eine Bitte in eigener Sache: Wenn Euch der Inhalt auf Facebook gefällt und Ihr kennt jemanden, den das auch interessieren könnte, dann würde ich mich über eine Extraportion Mund-zu-Mund-Propaganda freuen. Ich freue mich über jeden neuen Fan auf Facebook. Und mit diesem kleinen Rückblick möchte ich allen meinen treuen Lesern meines Blog bzw. meiner Facebook-Seite danken. Besonders möchte ich mich bei meinen Klienten und meinen Auftraggebern bedanken.

 

Ich wünsche Euch allen eine geruhsame Weihnacht und guten Start in ein erfolgreiches Neues Jahr 2012.

Arbeitsverdichtung als Ursache für Burnout

Burnout verursacht ständig steigende Kosten und ist zunehmend eine Gefahr für jeden Leistungsträger und für das Unternehmen. In diesem Dokument werden entscheidende Faktoren benannt: Die Arbeitsverdichtung, die Mitarbeiteromnipräsenz und Leistungsbeurteilung. Leistungsbeurteilungen sind in vielen Unternehmen üblich. Das Herunterbrechen hierarchisch gestaffelter Ziele über Unternehmensgruppen und Abteilungen bis auf den einzelnen Mitarbeiter ist ein probates Mittel der Unternehmensführung. In Verbindung mit der Tatsache, dass dabei in jeder Abteilung auch immer eine Rangordnung der Leistungsträger gefordert wird kommt es immer wieder zu Diskussionen um die Leistung.

Dieser Artikel erläutert vor allem warum es zu Konflikten im Unternehmen an der Nahtstelle dieser Leistungsbeurteilung kommt, benennt die Folgen und zeigt Wege auf, wie man in dieser, für Mitarbeiter zuweilen als existenziell empfundenen, Krise helfen kann.

Arbeitsverdichtung

Unternehmen suchen immer nach Wegen die Produktivität zu erhöhen. Wenn man Produkte herstellt, dann kann man am Material sparen. Für jede Industrie gilt aber, dass man auch spart, wenn weniger Mitarbeiter zu Erbringung der Leistung benötigt werden. Ein Unternehmen sucht deshalb auch immer nach Möglichkeiten, Redundanzen in den einzelnen Abteilungen zu eliminieren. Ein Manager drückte das mal so aus: „Die Schraube anziehen bis Blut spritzt und dann eine halbe Umdrehung zurückdrehen.“

Aber genau diese Management-Philosophie bildet ein Teil des Problems. Jeder, der sein Fahrrad selbst mal repariert hat weiß, dass man eine Kette spannen muss – aber sie muss auch Spiel haben, sonst springt sie schnell ab. Wenn den Mitarbeiter jede Redundanz genommen wird, dann bleiben keine Reserven – wenn dann etwas schief geht, dann muss der Mitarbeiter aus seinem Hochleistungsmodus auf noch mehr Höchstleistung schalten. Und wenn das zu häufig passiert, dann haben wir einen Faktor für den Burnout geschaffen.

Mitarbeiteromnipräsenz

Vor 30 Jahren war mit dem Ende des Arbeitstages für die meisten auch die Arbeit zu ende. Klar, man konnte sich ein paar Akten mit nach Hause nehmen und dort durcharbeiten – aber das wurde schon wegen des Datenverlusts nicht gern gesehen.

Spätestens mit dem Siegeszug des Smartphone war es mit dem sauberen Ende der Arbeitszeit vorbei. Dabei ist die Möglichkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit seine E-Mail zu kontrollieren und sogar teilweise seine Büroarbeit extern zu verlegen durchaus nicht nur negativ. So erlaubt sie einem ja zunächst Mal eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Aber der „Rest des Tages“ war einstmals auch gut für die Erholung und Entspannung, weil man ja physikalisch von der Arbeit getrennt war. Man konnte nicht mehr weiterarbeiten. Die Arbeit blieb in am Arbeitsplatz.

Heute ist das Büro immer dabei. Auch im Urlaub. Wer aber in seinem Entspannungs- und Erholungsurlaub in den Bergen Südtirols am Gipfel vom Büroalltag eingeholt wird, der büßt womöglich ein großen Teil der Erholung ein. Und wer regelmäßig im Urlaub seine E-Mails checkt, der nimmt sich ein Teil der Erholungsqualität des Urlaubs durchgängig. Und damit haben wir die ständige Erreichbarkeit als weitere Ursache des Burnouts.

Allzeit bereit?

Und hier liegt das Problem: genau in dieser Möglichkeit – wenn es viele machen, dann ist es schwierig es nicht selbst auch zu machen. Hier spielt das Alter dann auch eine Rolle: während man jung ist, fühlt man sich wichtig und wertgeschätzt durch diese ständigen Kontakte mit der Arbeitswelt, weil diese in jungen Jahren eine zentrale Rolle spielt.

Irgendwann beginnen der sich entwickelnde Freundeskreis, die durch den gestiegenen Lebensstandard steigenden Bedürfnisse und vor allem die Familie ihren Anteil einzufordern. Aufgrund des Alters sinkt möglicherweise auch die Leistungsfähigkeit. Dieser Mangel wurde vor einigen Jahrzehnten noch durch die Erfahrung des Mitarbeiters wettgemacht. Durch die kleinteilige Arbeitswelt und die zunehmende Dokumentationsmöglichkeiten der IT wandelt sich die Arbeitswelt von der Wissensarbeit zur Informationsarbeit.

Erfahrung verliert an Wert. Vieles was man früher über Jahre an Erfahrung gesammelt hat, steckt heute als Information in den Systemen und lässt sich durch geschickte Abfragen ermitteln. Das heißt nicht, dass Erfahrung ausstirbt! Aber Erfahrung wird stärker situationsbedingt von Nutzen sein (beispielsweise Fluglotsen), denn als Teil eines zeitunkritischen, übersichtlichen Arbeitsablaufs.

Damit kommen Mitarbeiter zunehmend in eine Zwickmühle. Die Leistungsfähigkeit wird zur Gewohnheit, das ständige Mehr wird zum Muss, die über Jahre gewonnene Erfahrung verliert an Wert, veränderte Lebensverhältnisse fordern ihren Tribut, die nachrückenden Mitarbeiter sind ständig erreichbar und scheinbar viel motivierter und man selbst hat sich über die Jahre auch einen höheren Gehaltsstatus erarbeitet.

Im nächsten Teil geht es um das Thema Leistungsmessung.