Archiv der Kategorie: Buch

Die Kunst, einen Drachen zu reiten

Heute mal wieder ein Buchtipp. Und zwar: „Die Kunst, einen Drachen zu reiten: Erfolg ist das Ergebnis deines Denkens“ von Bernhard Moestl. Um es vorweg zu nehmen: das Buch gefällt mir ausnehmend gut, weil es viele einfache Beispiele nutzt um wichtige Punkte zu erklären und weil es durch 12 aufbauende Strategien eine gute Gliederung aufzeigt.

Der Drache ist ein wunderbares Symbol für den inneren Anteil von uns, der immer alles besser weiß, der neidisch ist auf Andere, der sich von Anderen aufwiegeln lässt, der uns aufstachelt und es dann mal wieder nicht gewesen ist. Der innere Drache ist es, der mir einredet, dass ich etwas nicht kann. In dieser Art baut Moestl den kleinen Drachen in uns auf. Der kleine Drache holt gerne mal was aus der Asservatenkammer des Unterbewussten und hält es hoch um uns zu bestärken etwas zu tun oder zu lassen. Und wenn Moestl das beschreibt und Strategien zum Reiten des Drachen entwickelt, dann tut er das so charmant und so einfühlsam, dass man sich immer wieder fragt, was denn gerade der eigene Drache in den geschilderten Situationen machen würde.

Seine Beispiele sind immer einprägsam – ein Beispiel: „Sie haben den Führerschein nicht dabei und in dem Moment, wo Ihnen das gewahr wird biegt vor Ihnen ein Polizeiauto ein. Und es wird immer langsamer. Fieberhaft überlegen Sie welchen Bekannten Sie gleich anrufen, der den Führerschein schnell vorbeibringen kann. Dann fährt das Polizeiauto rechts ran und im Vorbeifahren erkennen Sie einen Automonteur, der das Polizeiauto wohl gerade zur Probe fährt.“ Mit solchen oft überraschenden Wendungen gelingt es Moestl erst eine lebensechte, oft fiktive Story aufzubauen und uns dann beim Mitmachen zu erwischen (in diesem Beispiel, weil wir mal wieder zu viel in eine Begebenheit reininterpretiert haben).

Entlang der 12 Strategien kommt man langsam dazu, den inneren Drachen als Freund und als interessanten Begleiter zu erkennen und zu schätzen. Das Buch macht schon deshalb Spaß zu lesen. Wer sich ein bisschen mit den Mustern beschäftigt, mit denen Moestl arbeitet, der wird darin viel NLP wiedererkennen.

Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert.

Tipp: „Die Kunst, einen Drachen zu reiten: Erfolg ist das Ergebnis deines Denkens“ von Bernhard Moestl

Über die Tücken der Wissenschaft

Im SPIEGEL ONLINE steht ein spannender Artikel (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,760220,00.html). Dabei geht es um den Sinn und Unsinn der fMRT, der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie. Diese fMRT spielt in der modernen Neuropsychologie eine große Rolle:

Dem Gehirn beim Denken zusehen
Der große Traum der Wissenschaft, ist es dem Gehirn beim Denken zusehen zu können. Mit dem fMRT kommt man der Sache sehr nahe. Dazu wird das Gehirn so gescannt, dass man ein dreidimensionales Abbild erhält. Gemessen wird dabei die Sauerstoff-Konzentration in einzelnen Bereichen. Dem liegen bestimmte Annahmen zugrunde:

  1. Alle Gehirne der Menschen haben die gleichen funktionalen Bereiche an der gleichen Stelle (z.B. ein bestimmtes Schmerzempfinden zeigt sich bei jedem Menschen an der gleichen Stelle im Gehirn)
  2. Aktivität im Gehirn zeigt sich durch bessere Durchblutung und damit mehr Sauerstoff

Wie bei jeder Forschung mit einer Beobachtung gibt es die Gefahr der der Über-Interpretation von Daten. Das ist nicht nur bei den Neurowissenschaften der Fall. Wer sich für die typischen Fehler der Statistik interessiert, den empfehle ich zwei Bücher („Der Hund, der Eier legt: Erkennen von Fehlinformation durch Querdenken“ und „Der Schein der Weisen: Irrtümer und Fehlurteile im täglichen Denken„).

Beim fMRT gibt es zwei Gefahren:

  1. Viele Wissenschaftler kennen sich mit den Tücken einer Statistik nicht aus
  2. fMRT-Untersuchungen sind zeitaufwendig
  3. Die Zeit im fMRT ist teuer und
  4. Es geht dabei oft nur um Nuancen der Veränderung, die man messen kann

Sollte man deshalb den gesamten Ergebnissen der Neuropsychologie misstrauen?
Ich glaube, ein solches Ergebnis ist sicher falsch, denn die meisten Forschungsergebnisse werden seriös geprüft und erst dann veröffentlicht. Der im SPIEGEL zitierte fMRT Experte Poldrack bringt es auf den Punkt „Wenn eine Geschichte zu einfach klingt, um wahr zu sein, dann ist sie oft auch nicht wahr“.

Ich selbst nehme solche Artikel gerne zu Anlass über den Fluch und den Segen dieser Technologie zu berichten. So habe ich auf meiner Facebook-Seite den Nonsens bestimmter Interpretationen hingewiesen. Genauso wichtig empfinde ich es aber auch bestimmte, seriöse Ergebnisse zu würdigen. So hat man festgestellt, dass physischer Schmerz (mit dem Hammer auf den Daumen gehauen) und psychischer Schmerz (Trennung) im selben Gehirnareal auftauchen. Natürlich unterscheiden sich beide in bestimmten anderen Bereichen. Aber Schmerz ist Schmerz. Und vielleicht kommen wir damit den psychosomatischen Erkrankungen näher, wenn uns psychische Probleme auf den Magen schlagen oder Ähnliches. In diesem Sinne empfehle ich Bücher von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer zu diesem Thema zu lesen. Eine Empfehlung ist dabei: Geist im Netz: Modelle für Lernen, Denken und Handeln

Ein Märchen, die Wahrheit und die Wirklichkeit

Die Headline dieses Blogs klingt etwas merkwürdig. Trotzdem möchte ich mit einem Märchen beginnen (frei nach Jürgen Hargens):

Es war einmal eine Hexe, die schon ziemlich alt war. Und als sie merkte, dass ihre Fähigkeiten zu hexen immer mehr abnahmen beschloss sie in den dunklen Wald zu gehen und sich ein schönes Plätzchen für ihren Lebensabend zu machen.

An einer Stelle, wo der Wald sehr dicht und dunkel war und wo sicher kein Mensch hinkommen kann zauberte sie sich ein Hexenhäuschen mit Lebkuchen als Wände und Dach und Zuckerglasur als Scheiben. Und so lebte sie in den Tag hinein und war zufrieden mit ihrem Werk.

Eines Tages hörte sie wie jemand etwas von dem Lebkuchenhaus abbrach. Sie fürchtete sich und fragte: „Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ Von draußen kam die Antwort: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.“ Die Hexe wollte sich aber nicht verulken lassen und ging vor das Haus. Dort traf sie auf zwei Kinder, die sagten, dass sie sich verlaufen haben.

Die Hexe lud sie in ihr Haus und kochte was zu Essen und gab ihnen für die Nacht ein Platz zum Schlafen. Am nächsten Morgen erwischte sie die Jungen, wie er schon wieder etwas vom Lebkuchenhaus abbrach. In ihrer Verzweiflung sperrte sie den Jungen in den benachbarten Stall, der aus Stein war.

Und sofort machte sie sich daran wieder Essen für die Kinder zu machen. So ging das ein paar Tage. Und als sie wieder einmal vor dem großen Backofen stand, da wurde sie von dem Mädchen in den Backofen gestossen und musste jämmerlich verbrennen. Die Kinder aber fanden den Weg aus dem Wald und erzählten von einer Hexe, die sie gefangen gehalten hat.

Die meisten kennen dieses Märchen nicht von Jürgen Hargens, Psychotherapeut aus seinem Buch: Systemische Therapie… und gut: Ein Lehrstück mit Hägar, das ich nur empfehlen kann. Die meisten kennen eher die Version der Gebrüder Grimm.

Und damit bin ich nun beim Thema Wahrheit und Wirklichkeit. In unserem Kopf gibt es das Konzept der Wahrheit. Es sind Wahrnehmungen und Interpretationen, die sich in unserem Denken als „unsere“ Wahrheit etablieren. Grundlage ist unser Vertrauen in unsere Beobachtungsgabe. Ist dieses Weltbild in sich sehr geschlossen udn weit weg von den Vorstellungen der Anderen, dann haben Außenstehende das Gefühl es mit einem starrköpfigen Menschen zu tun zu haben. Charly Sheen, der Schauspieler aus „2 and a half man“ ist momentan so ein Beispiel. Ich wähle aber auch gern Troubadix, der Musiker aus Asterix & Obelix, dessen Sangeskunst von allen anderen im Dorf immer sofort im Keim erstickt wird, der sich selbst aber immer wieder für unwiderstehlich hält.

Philosophisch betrachtet ist unsere Wahrheit im Kopf gar keine Wahrheit. Die Philosophen rätseln eher darum wie man objektive Wahrheit feststellen kann. Aus psychologischer Sicht geht es eher darum Menschen zu helfen, die merken, dass ihre subjektive Wahrheit mit der Wirklichkeit nicht mehr im Einklang steht.

Auch bei „Wirklichkeit“ droht schon wieder Philosophie-Alarm. Und nicht nur das: der radikale Konstruktivismus in der Psychologie stellt infrage ob es denn überhaupt so etwas wie Wirklichkeit gibt. „Die Kernaussage des RK besagt, dass eine Wahrnehmung niemals ein Abbild der Realität liefert, sondern immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung eines Individuums ist. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; ausnahmslos jede Wahrnehmung ist subjektiv. Darin besteht die Radikalität (Kompromisslosigkeit) des radikalen Konstruktivismus.“

Woher kommt es eigentlich zu diesen Fehlern in unserem Denken? Da kann man sicher vieles aufzählen. Da haben wir den Aufmerksamkeitsfilter, den ich auf meiner Website verlinkt habe. Zählen Sie doch einfach mal die Ballkontakte der Mannschaft mit den weißen T-Shirts. Sind es 20 oder 22? Und was ist Ihnen noch ausgefallen? Nichts Besonderes? Dann gehören Sie zu den über 60%, die beim zweiten Betrachten des Films ziemlich gestaunt haben.

Ein weiterer Fehler ist die Interpretation. Diese kann jeder bei sich mit dem berühmten Bild „Meine Frau und meine Schwiegermutter“ probieren. Wir können in dem Bild beide Personen erkennen – aber niemals gleichzeitig. Wer das Bild lange einübt kann über seine Gedanken blitzschnell steuern was er sehen will und dann sehen die Augen das. Ein Zeichen, dass die Interpretation in unserem Kopf auch unser „objektives“ Sehen manipuliert. Zum Glück in diesem Fall mal bewusst.

Die Liste der Möglichkeiten, wie unser Gehirn mit seinem Nimbus des „quasi-objektiven“ Wahrnehmens sich/uns immer wieder täuscht, könnte man beliebig verlängern. Tatsache ist, wir haben nur dieses eine Gehirn. Und eine selbstkritische Haltung auch unseren Gedanken gegenüber hilft uns manchen Fehler zu vermeiden. Mit diesem Denkanstoß möchte ich diesen Blog beenden. Ich bin zwar überzeugt, dass die meisten Leser in dem Bewusstsein leben, dass nicht alles im Kopf Wahrheit ist, aber wenn man sich mal umsieht, dann findet Ihr vielleicht ein paar Leute, denen dieser Blog etwas weiterhilft.

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