„Hier und Jetzt“?

Zwei Mönche kamen auf ihrer Wanderung an einen Fluss, den sie durchqueren mussten. Ein Frau stand ebenfalls am Ufer. Der Fluss führte viel Wasser und so bat die Frau die Männer um Hilfe.

„Unser Orden verbietet es Frauen unsittlich zu berühren“ antwortete der eine Mönch. Der andere aber nahm die Frau auf die Schulter und so durchquerte sie alle den Fluss und auf der anderen Seite bedankte sich die Frau und die Wege trennten sich wieder. Die zwei Mönche gingen den Rest des Tages schweigend ihres Weges.

Am Abend konnte der eine Mönch nicht mehr an sich halten: „Wie konntest Du die Frau nur so unsittlich berühren?“

Da antwortete der andere: „Ich habe die Frau nur durch den Fluss getragen. Du trägst sie seitdem in dauernd in Deinem Kopf herum.“

Warum ärgern?

Betrachtet man die Entwicklung des Menschen, dann ist es eine große Errungenschaft, dass wir gelernt haben über uns nachzudenken. Diese Fähigkeit hat uns das Überleben gesichert. Wer aus Gefahren und Rückschlägen gelernt hatte, der war bei ähnlichen Gefahren dann gewappnet. Wer das nicht konnte, von dem stammen wir nicht ab. Der Preis dafür ist aber, dass die Momente des „Lernens“ durch eine hohe Emotionalität geprägt sind. Denn wenn etwas emotional aufgeladen ist, dann behalten wir die Situation am besten in unseren Erinnerungen.

Das hatte seine Vorteile. Heute sind es seltener Gefahrenmomente, die uns prägen. Aber Momente zum „Lernen“ gibt es genug. Doch weil der Lerrnanteil nicht so groß ist überwiegt heute der Ärger oder die Scham oder andere überschäumende Gefühle und sorgen dafür, dass wir uns noch lange über den Zeitpunkt hinaus an den Moment erinnern. Unserer Fähigkeit uns an Erlebtes noch einmal zu erinnern und das Ganze zu überdenken wird zum Fluch, das Erlebte ständig zu wiederholen.

Man sich nicht nicht erinnern

Die schlechte Nachricht zu erst: wir können nicht auf Kommando etwas vergessen. Gedanken, die sich einmal gebahnt haben funktionieren bei wiederholten Betreten immer besser und die einzige Lösung ist wie bei einer gut befahrene Straße, die man nicht mehr so häufig befahren soll: man baut eine Umgehungsstraße.

„Denken Sie an etwas Anderes“ – ein Ratschlag der gut gemeint ist. Aber „gut gemeint“ ist häufig das Gegenteil von gut. Tatsächlich ist hilfreich an anderes etwas zu denken – etwas Konkretes, das man schnell und leicht erzeugen kann. Und da habe ich einen einfachen Tipp:

GenießenDie schnelle „Hier und Jetzt“ Meditation

Diese Übung kann man immer machen. Man benötigt dazu keinen Anlass. Versuchen Sie im Laufe des Tages immer mal wieder Augenblicke zu finden, in denen Sie ein paar Minuten trainieren. Man kann sich die Zeitpunkte beispielsweise im Handy einprogrammieren. Und was Sie dann tun: versuchen Sie einfach mal für wenige Minuten wahrzunehmen, was sie hören, sehen, riechen, spüren und auch schmecken. Sprechen sie diese Dinge in Gedanken an: „Ich spüre den Stuhl auf den ich sitze. Ich sehe vor mir den Text, den ich gerade gelesen habe. Ich rieche … “

Der Vorteil dieser Übung ist, dass man sie überall machen kann. Effektiv wird diese beim Essen. Versuchen sie mal das Stückchen Apfel bewusst zu essen und das Geschmackserlebnis durch langes Kauen zu verlängern.
Wir können nicht verhindern, dass wir aus dieser Übung immer wieder abschweifen. Ein buddhistischer Mönch hat das Gehirn mit einem jungen Hund verglichen, den man beibringen will auf einer Decke still zu sitzen. Das geht am Anfang nur für Sekunden. Aber je mehr man trainiert, desto länger kann unser Gehirn im Hier und Jetzt verweilen. Und wer diese Fähigkeit erst einmal gut trainiert hat, der kann sich viel schneller wieder regenerieren, wenn die Themen mal wieder auf einen einstürzen.

Am besten probieren Sie das jetzt gleich mal aus.

Viel Erfolg.