Alles normal im Chaos?

„Man gewöhnt sich an allem, auch am Dativ“ – (unbekannter Autor). Was ist schon alles normal geworden. Die Milliarde im Zusammenhang mit Steuergeld und Konzerngewinne, Mega-Fusionen und Mega-Pleiten, die Dauerbeschallung durch Katastrophen und solche die keine sind (die gefürchtete Grippewellen, die man uns 2011 versucht hat einzureden, die aber auf wenig Impfbereitschaft gestossen ist).

Normal ist das nicht!

Im Jahre 1977 prallte im dichten Nebel am Flughafen Teneriffa zwei Boing 747 zusammen. Eine KLM Maschine hatte ein Startsignal verstanden und war im Stratvorgang während eine Pan-Am-Maschine auf die Startbahn rollte. Bei der Pan-Am Maschine überlebten von 496 Passagieren nur 61. Die Überlebenden haben nach dem Crash zügig versucht das Flugzeug zu verlassen. Einige der Überlebenden schilderten, dass Andere wie angewurzelt sitzen blieben. Ähnliches kenne wir vom World-Trade-Center. Nachdem dord die Flugzeuge eingeschlagen waren entstand keine Panik. Man sammelte sich im Büro. Einige fuhren erst mal die PCs runter und riefen ihre Angehörigen an. Auch im Treppenhaus ging man eher gemächlich runter. Warum?

Im Flugzeug könnte man noch argumentieren, dass sich viele bei der Entscheidung zwischen Flucht und Verharren falsch entschieden haben. Aber ist Verharren bei einem Brand eine gute Idee? Auch dieses Beispiel habe ich dem Buch Ich denke, also irre ich: Wie unser Gehirn uns jeden Tag täuscht von David McRaney entnommen. Der Autor kommt zu einem ganz anderen Schluss. Er nennt diese Fehlerkategorie „Normalitätsbias“. Gemeint ist damit, dass wir in kritischen Situationen keinesfalls immer in Panik geraten oder wenigsten alarmiert sind. Vielmehr versuchen wir Normalität zu erreichen.

Es ist der Versuch im Chaos durch das Handeln, als sei alles normal, vergessen zu machen. Das Muster paßt auf viele Schiffsunglücke. Viel zu lange wurde auf der Costa Concordia die Havarie als als beherschbares Problem abgetan (während er Kapitän in Panik schon mal das Schiff verliess – das war nicht der Normalitätsbias, sondern Feigheit.

BurnOut? Ist doch nur der normale Alltags-Wahnsinn!

Im BurnOut gibt es ein ähnliches Muster. In meinem Blog „Burnout? Muss das denn sein?“ habe ich zwei Stufen-Modelle gezeigt.  Und in beiden Modellen steht so etwas, wi Verleugnen der Wirklichkeit. Wir haben keine Erklärung für das Chaos – also tun wir als wäre es normal. Wir finden es auch völlig normal, wenn wir plötzlich unseren Lebnspartner anschreien und/oder uns von Freunden abkoppeln. Und wenn man uns darauf hinweist, dann reagieren wir gleichsam mit der Entschuldigung: „Du weißt, ja der Stress im Beruf.“ Und dann folgt noch ein weiteres Muster, dass in dem Buch beschrieben ist: die Verzögerungstaktik. „Wenn ich den Stress hinter mir habe, dann werde ich mich bessern.“ So etwas endet oft in einer Scheidung und/oder zerbrochenen Freundschaften.

Wie überleben wir das Chaos?

Auch wenn ich das Buch nun schon zum zweiten Mal anpreise, so hat es eine gravierende Schwächel. Auf Lösungen wird relativ wenig eingegangen. Die Lösung gegen den Normalitätsbias ist: sich besser darauf vorbereiten. Nun fällt es sicherlich schwer, sich auf alle Eventualitäten vorzuberreiten. Denoch werden wir die Normalität kritischer hinterfragen, wenn wir verinnerlichen, dass nichts so ist, wie es uns erscheint. Das habe ich versucht in meinem letzten Blog „Ist irren menschlich?“ anzureissen. Es kann hilfreich sein, sein eigenes Denken und Verhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen. Das trainiert die Wachsamkeit. Aufmerksamkeit kann man trainieren. Es bedarf dazu allerdings etwas Zeit und Übung. Aber man kann es trainieren.