In Würde alt werden oder besser jeden Tag so leben als wenn es der Letzte wär?

Heute war ich mal wieder bei meiner Schwiegermutter zu Besuch. Sie war gut drauf. Sie lachte viel und versuchte meine Frau zu „schiessen“. Vor lauter Lachen kam sie kaum dazu den Satz zu vollenden. Aber es ist nicht immer so. Altersdemenz und zuweilen auch Depression machen die Besuche nicht immer so leicht.

„Vielleicht sollte Sie jeden Tag so leben, als wenn’s der letzte wär.“ (Udo Lindenberg – Sie ist vierzig) Ist das ein Gegenkonzept zu dem „das kann ich später auch noch machen“ – oder sind wir dann zu sehr Genussmensch? Jeden Tag zu leben, als wenn es der letzte wäre ist ein Konzept, daß eine unmögliche Situation beschreibt. “ Denken Sie mal nach was Sie machen würden, wenn …“ – Na? Was machen Sie an diesem einem Tag? Mir würden viele Ideen kommen: Bergtour, Radeltour, ein gutes Essen, ein ausgiebiger Saunatag, usw. Eigentlich all die Dinge, die ich mir von Zeit zu Zeit gönne. Aber alles an einem Tag geht nicht. Und so eine unrealistische Prognose gibt es auch nicht. Also:

Warum machen wir diese Dinge nicht oder zu wenig? Weil wir uns viel zu selten in Erinnerung rufen, was uns Spaß macht. Aber dazu muß man nicht Aufhören zu Arbeiten. Man kann diese Erlebnisse (und macht es ja auch) immer wieder mal ausleben. Zuwenig? Dann ist aber selten Zeitmangel, sondern der Mangel an Wollen. „Go to the high places of your mind“ singt Van Morrisson. Lasst uns das doch machen – geradeso wie es meine Schwiegermutter heute gemacht hat.