Achtsamkeit und Meditation

GenießenUnser Gehirn arbeitet ständig. Das ist ein großer Vorteil für die Menschheit. Immer wieder entstehen so neue Ideen – einige werden verworfen und anderen werden probiert und umgesetzt. Soweit so gut. Denn was für die Menschheit gut ist, dass kann den Menschen selbst manchmal nerven. Die ständig wiederkehrenden Gedanken an den Streit mit dem Lebenspartner, dem Anpfiff vom Vorgesetzten, den unbezahlten Rechnungen, etc. Das würde man gerne auch mal abschalten.

In der Psychologie gibt es Übungen, wie man „belastende“ Gedanken für eine gewisse Zeit ausblenden kann. In diesen Übungen lernt man die Gedanken für eine gewisse Zeit zu „parken“ oder irgendwo zu „deponieren“. Manchmal hilft schon ein Blatt Papier als „Parkplatz“ – dort schreibt man auf, was einem zur Zeit in Kopf beschäftigt. Von nun an kann man den aufkeimenden Gedanken wahrnehmen und auf das Blatt Papier verweisen. „Ist doch schon dokumentiert. Brauche ich nicht nochmal zu durchdenken“.

Wer verstanden hat, das Gedanken sich so „führen“ lassen, der hat den ersten Schritt zur Abhilfe haben geschafft. Wir haben erkannt, dass die Situation, die unser Problem ist, erst durch unsere Gedanken ständig präsent bleibt. Und wir haben erkannt, dass man mit Hilfsmitteln dieses Grübeln bändigen kann. Weil unser Gehirn aber immer arbeitet,  benötigt es gezielten Nachschub zur Beschäftigung. Aber dann an etwas „Anderes“ denken ist schwierig weil es nicht konkret ist.

Hier kommen Meditation und Achtsamkeit ins Spiel. Denn unsere Gedanken springen immer von der Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurück. „Was habe ich da nur gemacht?“ Wie komme ich da nur wieder raus?“ Wir sind selten im aktuellen Augenblick. Wir nehmen das aktuelle Erleben viel zu selten wahr. Am ehesten passiert uns das, wenn wir für ein paar Sekunden eine schöne Landschaft genießen oder den Geschmack von etwas genau auskosten wollen. Ansonsten erledigen wir die Dinge um uns herum gerne in einem Autopilot-Modus während wir wiederum die Gedanken um unsere Probleme kreisen lassen.

Wie kann man den Moment erleben? Eigentlich ganz einfach: erforschen sie alles was im Moment passiert. Vielleicht sind da Geräusche, ein bestimmter Geruch liegt in der Luft, sie sitzen auf einem Stuhl, spüren die Lehne (sie können auch liegen und spüren wo der Körper aufliegt), etc. Es gibt soviel zu entdecken im aktuellen Erleben. Eine wichtige Regel dabei ist: nicht bewerten! Den Luftzug kann man als kühl empfinden – „zu kühl“ ist eine Wertung. Ebenso wird das Gehirn bald wieder sich mit neuen Gedanken bemerkbar machen. Sehen Sie sich als Beobachter, der diese Gedanken wahrnimmt und sie weiterziehen lässt: „Lieber Gedanke, schön, dass du dich meldest, aber jetzt will ich den aktuellen Augenblick erleben.“ Man wird irgendwann mit einem Gedanken abschweifen und erst nach Sekunden oder gar Minuten sich dieser Tatsache bewusst werden. Das ist okay so. Verabschieden Sie den Gedanken und kehren sie einfach ohne weitere Bewertung zum Erleben zurück.

„Das soll Meditation sein?“ werden Sie nun möglicherweise fragen. Meditation bedeutet im weitesten Sinne sich auf etwas Neutrales zu konzentrieren. Ob man ein bestimmtes Wort, ein Mantra oder ein Gegenstand als Ausgangspunkt nimmt ist Geschmackssache. Manche Meditationen beginnen mit der Beobachtung des Atems. Dabei ist es hilfreich gerade am Anfang immer am gleichen Ort diese Meditation zu machen und in einer gleichen Haltung. Denn Ort und Haltung sind Anker, mit denen wir es uns leichter machen beim aktuellen Erleben zu bleiben. Ein festes Ritual hilft diese Übung schneller zu einem effizienten Erleben zu führen.

Noch zwei Tipps: Die meisten beginnen mit diesen Übungen, wenn die Gedanken von aussen einen schon fest im Griff haben – man Mitten im Problem steckt. Einfacher wäre es diese Übung zu machen, wenn man nicht voll angespannt ist. Sie kennen sicher Momente in denen man etwas entspannter ist (bitte nicht durch den Genuss von Alkohol, denn dann sind unsere Gedanken sehr sprunghaft und die Übung gelingt dann häufig auch nicht). Der Urlaub oder das Wochenende zu Ausspannen sind gute Zeitpunkte sich mit einer Meditation zu beschäftigen.

Und ein zweiter Tipp: setzten Sie sich am Anfang nur kurze Zeiträume. Beginnen Sie mit 3 Minuten, wenn Sie sich damit gut fühlen, dann gehen Sie auf 5 Minuten, dann auf 7, 10 und 15 Minuten. Beste Effekte treten bei 15 bis 25 Minuten auf – natürlich kann man auch mehr machen, aber die Zeit muss man ja dann auch erstmal haben.

Die Tipps im einzelnen

  1. Immer am selben Ort, wenn möglich
  2. Aktuelles Erleben wahrnehmen, nicht bewerten
  3. Bei Abschweifungen zum aktuellen Erleben zurückkehren
  4. Mit 3 Minuten Übung beginnen und dann steigern
  5. Die Übungen auch (und gerade) in Zeiten ohne viel Stress machen
  6. Eine gleiche Haltung (Ritual) erleichtert den Einstieg
  7. Kurze Übungen mehrmals täglich – ab 15 Minuten und mehr mindestens einmal täglich

Nix is so schee wia der Moment,
wo ois so is wias ghert und as Leben kriagst einfach gschenkt.
Und des allerbeste is dabei:
Wennsd den Moment gfundn host, is er vorbei.
(Werner Schmidbauer – Momentensammler)

In diesem Sinne: werden Sie auch ein Momentensammler.