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Arbeitsverdichtung als Ursache für Burnout

Burnout verursacht ständig steigende Kosten und ist zunehmend eine Gefahr für jeden Leistungsträger und für das Unternehmen. In diesem Dokument werden entscheidende Faktoren benannt: Die Arbeitsverdichtung, die Mitarbeiteromnipräsenz und Leistungsbeurteilung. Leistungsbeurteilungen sind in vielen Unternehmen üblich. Das Herunterbrechen hierarchisch gestaffelter Ziele über Unternehmensgruppen und Abteilungen bis auf den einzelnen Mitarbeiter ist ein probates Mittel der Unternehmensführung. In Verbindung mit der Tatsache, dass dabei in jeder Abteilung auch immer eine Rangordnung der Leistungsträger gefordert wird kommt es immer wieder zu Diskussionen um die Leistung.

Dieser Artikel erläutert vor allem warum es zu Konflikten im Unternehmen an der Nahtstelle dieser Leistungsbeurteilung kommt, benennt die Folgen und zeigt Wege auf, wie man in dieser, für Mitarbeiter zuweilen als existenziell empfundenen, Krise helfen kann.

Arbeitsverdichtung

Unternehmen suchen immer nach Wegen die Produktivität zu erhöhen. Wenn man Produkte herstellt, dann kann man am Material sparen. Für jede Industrie gilt aber, dass man auch spart, wenn weniger Mitarbeiter zu Erbringung der Leistung benötigt werden. Ein Unternehmen sucht deshalb auch immer nach Möglichkeiten, Redundanzen in den einzelnen Abteilungen zu eliminieren. Ein Manager drückte das mal so aus: „Die Schraube anziehen bis Blut spritzt und dann eine halbe Umdrehung zurückdrehen.“

Aber genau diese Management-Philosophie bildet ein Teil des Problems. Jeder, der sein Fahrrad selbst mal repariert hat weiß, dass man eine Kette spannen muss – aber sie muss auch Spiel haben, sonst springt sie schnell ab. Wenn den Mitarbeiter jede Redundanz genommen wird, dann bleiben keine Reserven – wenn dann etwas schief geht, dann muss der Mitarbeiter aus seinem Hochleistungsmodus auf noch mehr Höchstleistung schalten. Und wenn das zu häufig passiert, dann haben wir einen Faktor für den Burnout geschaffen.

Mitarbeiteromnipräsenz

Vor 30 Jahren war mit dem Ende des Arbeitstages für die meisten auch die Arbeit zu ende. Klar, man konnte sich ein paar Akten mit nach Hause nehmen und dort durcharbeiten – aber das wurde schon wegen des Datenverlusts nicht gern gesehen.

Spätestens mit dem Siegeszug des Smartphone war es mit dem sauberen Ende der Arbeitszeit vorbei. Dabei ist die Möglichkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit seine E-Mail zu kontrollieren und sogar teilweise seine Büroarbeit extern zu verlegen durchaus nicht nur negativ. So erlaubt sie einem ja zunächst Mal eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Aber der „Rest des Tages“ war einstmals auch gut für die Erholung und Entspannung, weil man ja physikalisch von der Arbeit getrennt war. Man konnte nicht mehr weiterarbeiten. Die Arbeit blieb in am Arbeitsplatz.

Heute ist das Büro immer dabei. Auch im Urlaub. Wer aber in seinem Entspannungs- und Erholungsurlaub in den Bergen Südtirols am Gipfel vom Büroalltag eingeholt wird, der büßt womöglich ein großen Teil der Erholung ein. Und wer regelmäßig im Urlaub seine E-Mails checkt, der nimmt sich ein Teil der Erholungsqualität des Urlaubs durchgängig. Und damit haben wir die ständige Erreichbarkeit als weitere Ursache des Burnouts.

Allzeit bereit?

Und hier liegt das Problem: genau in dieser Möglichkeit – wenn es viele machen, dann ist es schwierig es nicht selbst auch zu machen. Hier spielt das Alter dann auch eine Rolle: während man jung ist, fühlt man sich wichtig und wertgeschätzt durch diese ständigen Kontakte mit der Arbeitswelt, weil diese in jungen Jahren eine zentrale Rolle spielt.

Irgendwann beginnen der sich entwickelnde Freundeskreis, die durch den gestiegenen Lebensstandard steigenden Bedürfnisse und vor allem die Familie ihren Anteil einzufordern. Aufgrund des Alters sinkt möglicherweise auch die Leistungsfähigkeit. Dieser Mangel wurde vor einigen Jahrzehnten noch durch die Erfahrung des Mitarbeiters wettgemacht. Durch die kleinteilige Arbeitswelt und die zunehmende Dokumentationsmöglichkeiten der IT wandelt sich die Arbeitswelt von der Wissensarbeit zur Informationsarbeit.

Erfahrung verliert an Wert. Vieles was man früher über Jahre an Erfahrung gesammelt hat, steckt heute als Information in den Systemen und lässt sich durch geschickte Abfragen ermitteln. Das heißt nicht, dass Erfahrung ausstirbt! Aber Erfahrung wird stärker situationsbedingt von Nutzen sein (beispielsweise Fluglotsen), denn als Teil eines zeitunkritischen, übersichtlichen Arbeitsablaufs.

Damit kommen Mitarbeiter zunehmend in eine Zwickmühle. Die Leistungsfähigkeit wird zur Gewohnheit, das ständige Mehr wird zum Muss, die über Jahre gewonnene Erfahrung verliert an Wert, veränderte Lebensverhältnisse fordern ihren Tribut, die nachrückenden Mitarbeiter sind ständig erreichbar und scheinbar viel motivierter und man selbst hat sich über die Jahre auch einen höheren Gehaltsstatus erarbeitet.

Im nächsten Teil geht es um das Thema Leistungsmessung.