Fasten your belts? Den Gürtel enger schnallen?

GewichtAm Aschermittwoch beginnt traditionell die Fastenzeit. Fasten? Wozu eigentlich? Sind wir zu dick? Zu unsportlich? Statt mehr Bewegung weniger Essen, weil das vermeintlich leichter ist?

Was ist eigentlich Hunger?

Wenn wir über unseren Hunger reden, dann meinem wir in den seltensten Fällen den existentiellen Hunger. Wir meinen bestenfalls Heißhunger oder auch Appetit genannt. Wikipedia erklärt das wieder hervorragend: Unter Appetit (lat. appetitus cibi – Verlangen nach Speise, v. appetere = haben wollen) versteht man einen psychischen Zustand, der sich durch das lustvoll geprägte Verlangen, etwas Bestimmtes zu essen, auszeichnet. Damit unterscheidet er sich als psychologisches Phänomen von dem in erster Linie physiologischen Gefühl des Hungers. Und tatsächlich: wenn man (gerade bei einer Diät oder beim Fasten) einen inneren Zwang spürt etwas essen zu müssen, dann hat das mit existentiellen Hungergefühlen gar nichts zu tun. Hier habe ich übrigens schon meinen ersten Unterstützer beim Fasten entdeckt: Wenn man sich mir bewusst machen kann, dass die aktuelle Hungergefühl-Attacke in Wirklichkeit eine kopfgesteuerte Appetit-Welle ist, dann kann man diese gedanklich besser abwehren. (Auf jeden Fall wenn man so rationalistisch veranlagt ist wie ich).

Was macht Appetit?

Jeder kennt das: man geht durch in Innenstadt oder das Einkaufszentrum und dann um fängt uns plötzlich der Duft von Gebratenem ein und schon verspüren wir – nein, keinen Hunger, sondern – Appetit. Wir sagen natürlich zu unserem Begleiter: „Du, ich hab mächtig Hunger.“ In Wirklichkeit herrscht in unserem Gehirn, präziser im Hypothalamus, ein Mangel am Neurotransmitter Serotonin. Man kann sich das Ganze grob so erklären: wir riechen, sehen oder hören etwas, was mit Essen zu tun hat. Essen ist immer auch eine Befriedigung eines wichtigen Grundbedürfnisses. Eine solche Befriedigung ist oft auch mit Serotonin verbunden.

Die Wahrnehmung von Nahrung startet also im Unterbewusstsein das Programm: ich brauche Serotonin. Und weil Serotonin auch im Magen- und Darmtrakt bei der Regelung der Verdauung hilft meldet sich das vegetative Nervensystem gleich mit: Der Magen blubbert verdächtig. Jetzt sind wir uns sicher: Wir müssen was essen!

Was kann man gegen den Appetit machen?

Ist genügend Serotonin im Hypothalamus angekommen, dann stoppt das Hunger- Verzeihung – Appetitgefühl. Wir sind satt. Die Antwort auf die Frage was gegen Appetit zu tun ist, liegt also klar auf der Hand: alles was mit Serotonin zu tun hat, bringt uns zügig weg vom Essen. Und was kann das sein?

  • Sportliche Betätigung! Wenn wir unseren Körper bewegen, wird mehr Serotonin produziert und ausgeschüttet.
  • Etwas Schönes machen! Wenn wir uns etwas gönnen, dann wird mehr Serotonin im Körper ausgeschüttet. Bei mir sind das während des Fastens gerne ein warmes Bad oder der Gang in die Sauna (zwei Fliegen mit einer Klappe!).
  • Wer Appetit verspürt, der sollte als erstes etwas trinken. Manchmal reicht das schon um unseren Körper zu mehr Serotoninproduktion zu verhelfen. Manchmal ist Hunger eben eigentlich Durst. Und weil es etwas dauert (ca. 15 Minuten bis wir verarbeitet haben, dass wir etwas bekommen haben) lohnt es sich vor einer Mahlzeit (15 Minuten) erst mal genügend zu trinken.Serotonin kann man essen: Walnüsse enthalten einen hohen Serotonin-Anteil. Wenn ich ein Diätbuch schreiben würde, dann wären Walnüsse mein Nothelfer gegen Heißhungerattacken, die scheinbar nicht zu bändigen sind.
  • Wenn schon essen, dann langsam Kauen. Das Sättigungsgefühl setzt erst, wie schon geschrieben, ca. 15 Minuten nach Beginn der Nahrungsaufnahme ein. Langsam Kauen ist Genuss (= Serotoninproduktion) und gut gekaut ist besser verdaut. Und je langsamer wir essen, desto weniger essen wir bis es zur Sättigung kommt. Tipp: nach jeder Portion das Besteck wieder ablegen und bewusst mit Genuss diese Portion zerkauen.

Übrigens: Wer eine Heißhungerattacke ohne weitere Zuhilfenahme, nur mit dem eigenen Willen bändigt, der bekommt auch Serotonin als Erfolgsmeldung. Und wer fastet, weiß, daß am dritten Tag der Körper dann gerne mit Serotonin reagiert. Da hat man dann echte Hochphasen.

Essen beginnt im Kopf!

Dieser kleine Blog zur Fastenzeit sollte ein wenig mehr Klärung bringen zwischen Hunger, Appetit und warum Diäten nur funktionieren, wenn sie im Kopf das Denken beeinflussen. Wer also über Montignac, Glyx, Dr. Atkins, Weight Watchers, Metabolic Balance, etc. nachdenkt, der sollte eines wissen: Unsere Nahrungsaufnahme beginnt im Gehirn! Der bewusste Umgang mit dem Thema ist der größte Erfolgsfaktor bei unserem Essverhalten.