Diskussion und Talkabende

Geht Ihnen beim Talk das Durcheinander auch auf den Wecker? Immer wieder fällt der Eine dem Anderen ins Wort. Kommt dabei was rum? Werden auf diese Art Meinungen verändert? Bei den Teilnehmern wohl eher nicht. Aber wir ist das eigentlich mit dem Zuhören? Können wir Menschen zuhören? Was passiert eigentlich wenn jemand eine Meinung hört, die ihm nicht passt? Lauscht er dann den Argumenten? Um das zu erforschen hat man ein paar einfache Experimente gemacht:

Kann man die Wirkung von Meinungen beobachten?

Schon vor Jahren konnte man mit einem EEG ein Signal ziemlich oben am Kopf abgreifen, das den Namen n400 bekam. n400 heißt es deswegen, weil man dort etwa 400 Millisekunden nachdem das Gehör etwas Unpassendes gehört hat eine Signalveränderung messen kann. Der Satz: „Die Pizza war zu heiß zum Fliegen.“ würde eine solche Reaktion bei „Fliegen“ herausfordern.

Nun hat man Menschen mit Werte-Aussagen getestet. Was man beobachtete, war eine klares Signal nach etwa 400 ms – wie erwartet. Aber noch etwa 200 ms vorher gab es ein erstes (schwächeres) Signal der Ablehnung. In dieser kurzen Zeit kann das Gehirn die Bedeutung (den Sinngehalt) des gehörten Satzes noch gar nicht entschlüsselt haben! Mit anderen Worten: die Ablehnung besteht schon bevor wir inhaltlich begriffen haben was der Andere ausgesagt hat. Diese Ablehnung hat nichts mit der Person zu tun. Andere Sätze mit neutralem Inhalt zeigen diese Reaktion nicht.

Fazit – oder: wie kann man besser miteinander reden?

Wir reagieren emotional schon auf uns missfallende Aussagen, bevor unser Bewusstsein diese richtig entschlüsselt hat. Es ist also davon auszugehen, dass wir auf Argumente nur dann angemessen reagieren können, wenn wir Zeit zum Überlegen haben. Ein Tipp für Plasberg und sein „Hart aber fair“ wäre Rederecht zu vergeben und dann 3 Sekunden Pause einzulegen und dann erst das Rederecht weiterzugeben. Für die Macher einer Sendung die wirklich was bewirkt wäre dieses eine gute Basisidee für ein Konzept.

Merkregel für eine gute Diskussion (gilt für alle Teilnehmer): Erst verstehen, dann verstanden werden.

Mediatoren nutzen übrigens in Vermittlungen einen einfachen Trick: Sie schreiben auf ein Kärtchen „Wort“. Wer das „Wort“ hat, der darf reden. Wer reden will, der bittet um das „Wort“. Ich habe das Wunder dieses „Wort“-Kärtchens schon oft in Streitgesprächen beobachtet. Unbedingt ausprobieren! Über ein Feedback würde ich mich auf Facebook freuen.

Quelle: Manfred Spitzer – Geist & Gehirn: Ethik im Gehirn